Beziehungsmuster – 4 verschiedene Bindungsstile

Beziehungsmuster: Zwei Herzen in sand gezeichnet

Sie geraten immer wieder an den Falschen? Sie fragen sich, warum manche Probleme sich wiederholen? Lesen Sie hier, was Ihre Kindheit damit zu tun haben kann und was Sie dagegen unternehmen können.

Das Erbe der Kindheit

Mehrere Partnerschaften von Marie (26) sind aus ähnlichen Gründen gescheitert. Nicht nur der letzte Partner fühlte sich erdrückt von Marie und ihrem Wunsch nach Nähe. Wochenenden sollten immer gemeinsam verbracht werden, zu häufige Männerabende waren tabu. Ihr Freund beendete die Beziehung und Marie blieb am Boden zerstört zurück.

„Immer gerate ich an den Falschen!“, war Maries Schlussfolgerung. Doch der Schlüssel zu ihren Problemen liegt vielmehr in der Wiederholung gewisser Beziehungsmuster, als in der Partnerwahl. Meist werden negativ erlebte Beziehungsmuster aus der Kindheit unbewusst wiederholt, da gerade diese im Gedächtnis bleiben und als belastend empfunden werden. Vor allem die Erfahrungen der ersten drei Lebensjahre haben einen besonders prägenden Einfluss. Konflikte um Dominanz und Unterordnung, Nähe und Distanz sowie Vertrauen und emotionales Einlassen finden sich daher in der Paarbeziehung wieder.

Verschiedene Bindungsstile

Den Mittelweg zwischen Nähe und Distanz zu finden gehört zu den zentralen Schwierigkeiten in einer Beziehung. Manche Menschen benötigen sehr viel Nähe zu ihrem Partner, wie beispielsweise Marie, andere lieben ihre Freiheit und fühlen sich schnell vom Partner eingeengt. Diese Unterschiede haben ihren Ursprung in verschiedenen Bindungsstilen, die in der frühen Kindheit geprägt werden. Der Bindungsstil ist vergleichbar mit einem inneren Bild, das wir von uns und unserer Umwelt haben.

Eine Bezugsperson in der Kindheit, meist Mutter oder Vater, tragen in entscheidendem Maße dazu bei, wie wir uns später in engen Beziehungen verhalten. Die Forschung unterscheidet vier verschiedene Bindungsstile, je nachdem, ob ein negatives oder positives Fremd- sowie Selbstbild besteht. Dieser theoretische Ansatz geht auf die Forscherin Kim Bartholomew1 zurück.

Vier Arten von Bindungsstilen

1. Sicher gebundene Personen verfügen über ein positives Selbst- und Fremdbild. Ihre Beziehungen sind durch Akzeptanz, Vertrauen und Einfühlsamkeit gekennzeichnet.

2. Vermeidende Personen besitzen zwar ein positives Selbstbild, aber auch ein negatives Bild vom anderen. Sie unterstreichen ihre persönliche Freiheit und legen weniger Wert auf Nähe.

3. Besitzergreifende Personen zeichnen sich durch ein negatives Selbstbild aus, besitzen jedoch ein positives Fremdbild. Sie quälen sich mit Fragen wie „Bin ich gut genug für meinen Partner“, „Wird er mich eventuell verlassen?“. Darüber hinaus sehnen sie sich nach der Nähe des Partners, die dieser aber nicht so erfüllen kann, wie sie es sich wünschen.

4. Ängstliche Personen haben sowohl ein negatives Fremd- als auch ein negatives Selbstbild. Sie haben weniger Vertrauen in ihren Partner und meiden daher auch enge Bindungen. Gemäß Dr. Wiebke Neberich, Psychologin und Beziehungsexpertin von eDarling, stehen ängstlich-gebundene Partner in einem ständigen Annäherungs-Vermeidungskonflikt. Sie sehnen sich nach Nähe und gleichzeitig fällt es ihnen schwer, Nähe zuzulassen.

Beziehungsmuster erkennen

Um eine erfüllende Beziehung zu führen und schmerzhafte Trennungen zu vermeiden, bedarf es der Reflektion und Erkenntnis über wiederkehrende Verhaltensmuster. Fragen wie „Welche Konflikte gab es in Ihren Beziehungen? Welche Gefühle oder Ängste haben Sie immer wieder beschäftigt?“, können Ihnen helfen, zum Kern des Problems vorzudringen. Erst wenn Sie sich über Ihr Verhalten in bestimmten Situationen bewusst sind, können Sie auch tatsächlich Änderungen bewirken. Die Veränderung gewisser Verhaltensweisen ist schwierig, jedoch nicht unmöglich.

Laut eDarling-Psychologin Dr. Neberich beweist die Forschung, dass sicher gebundene Paare die längeren, glücklicheren Beziehungen führen und dass es sich positiv auswirkt, wenn zumindest einer der Partner sicher an den anderen gebunden ist. „Partnerschaften, bei denen ein Partner vermeidend, der andere besitzergreifend gebunden ist, zeigen oft eine hohe Beziehungsstabilität, obwohl sie nicht glücklich miteinander sind.“

Weiterhin bemerkt Dr. Neberich: „Forschungen haben ergeben, dass ein ähnliches Bedürfnis nach Nähe zu einer höheren Beziehungszufriedenheit führt. Wenn die Bedürfnisse nach Nähe und Distanz bei den Beziehungspartnern stark voneinander abweichen, dann wird es natürlich schwierig.“

Selbst wenn die Partner es schaffen, faire Kompromisse auszuhandeln, leben trotzdem beide in einem kontinuierlichen Defizit – der eine mit zu wenig Nähe, der andere mit zu wenig Distanz. Dennoch ist es selbst bei den glücklichen Paaren nicht immer der Fall, dass beide Partner zur exakt gleichen Zeit das gleiche Bedürfnis haben. Dann ist es wichtig, sich darüber bewusst zu werden, anstatt gleich die Liebe des Partners anzuzweifeln.

„Distanz muss auch nicht immer heißen „weg vom Partner“, sondern kann auch bedeuten „hin zu mir selbst“. So lassen sich gut kurze Phasen meistern, in denen unterschiedliche Bedürfnisse anstehen und man kann sich auf die Zeiten freuen, in denen man wieder gemeinsam die Nähe genießen kann, erklärt Dr. Neberich.

Seien Sie nicht frustriert, wenn Sie negative Beziehungsmuster an sich feststellen. Ob Ihre Partnerschaft gelingt, hängt zu einem großen Teil auch davon ab, wie Sie als Paar miteinander umgehen und Ihre Konflikte lösen. Wenn Sie beide offen für Veränderungen und bereit sind, an Ihrer Beziehung zu arbeiten, kann Ihre Partnerschaft gelingen.

Quellen:

1Bartholomew, K., & Horowitz, L. M. (1991). Attachment styles among young adults: A test of a four category model. Journal of Personality and Social Psychology, 61, 226-244.

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