Emotionale Erpressung: Wenn der Partner mit Schuldgefühlen manipuliert

Emotionale Erpressung: Paar beschuldigt sich gegenseitig

„Wenn Du mich lieben würdest, dann …“, „Wir hatten doch vereinbart, dass…“, „Schon immer hast Du Dich so verhalten…“ – solche Sätze kommen Ihnen bekannt vor? Das ist emotionale Erpressung. Erfahren Sie hier, wie Sie sich nicht länger unter Druck setzen lassen.

Der leidende Blick

Vorwürfe, Drohungen und Liebesentzug in Form von Schweigen oder leidenden Blicken können Schuldgefühle und Druck hervorrufen. Häufen sich Situationen, in denen ein Partner den anderen mit solchem Verhalten „bestraft“, handelt es sich um emotionale Erpressung.

Dabei ist unerheblich, wie selbstbewusst und souverän jemand sich sonst geben kann. Werden wunde Punkte getroffen, kann das auch ihn berühren und dazu führen, dass sich ein gewisses Verhaltensmuster in die Beziehung einschleicht.

Hat emotionale Erpressung ein Ziel?

Ziel dieses Verhaltens ist es immer, den Anderen zu manipulieren. Dr. Wiebke Neberich, Psychologin und Beziehungsexpertin, erklärt hierzu:

„Es handelt sich somit um eine Art Machtkampf zwischen den Partnern. Ausgesprochen wird dabei selten der Punkt, um den es eigentlich geht. Stattdessen werden Oberflächlichkeiten thematisiert. Diese haben oft nur annähernd etwas damit zu tun, was einen wirklich stört oder was man wirklich vermisst und sich vom Partner wünscht.“

Den „Erpressern“ ist selten bewusst, dass Sie auf ihren Lebensgefährten Druck ausüben, ihn emotional in die Enge treiben und dafür sorgen, dass er Schuldgefühle mit sich herumträgt. Sie sehen ihr Verhalten nicht als emotionale Erpressung.

„Wer sich dabei ertappt, ständig am Partner `herumzunörgeln´, sollte sich vielleicht erst einmal etwas Zeit für sich selbst nehmen. So können eigene Gefühle und Bedürfnisse geordnet und verstanden werden“, erläutert Dr. Neberich.

Klärende Fragen

Fragen wie „Was fehlt mir?“, „Was vermisse ich?“ und „Was wünsche ich mir konkret von meinem Partner?“ sind entscheidend, um sich Klarheit zu verschaffen.

Erst wenn jemand die Antworten für sich gefunden hat, kann er sie auch in einem Gespräch deutlich machen. Nur so hat dieser die Chance, ihn endlich zu verstehen und etwas am wirklichen Knackpunkt zu ändern.

Emotionale Erpressung: Wie gehen Sie am besten damit um?

Psychotherapeuten1 empfehlen, sich eventuelle Fehler einzugestehen. Allerdings raten sie auch davon ab, sich diese ständig wieder vor Augen zu führen und sich in Schuldgefühlen zu verlieren.

Wenn Sie das Gefühl haben, in Ihrer Partnerschaft emotionale Erpressung zu erfahren, können Sie offen Regeln oder Rituale für das Miteinander in Ihrer Beziehung formulieren. Verfolgen Sie dann über eine Weile, wie gut Sie sich selbst an diese Regeln halten und seien Sie möglichst konsequent. Wenn Sie etwas nicht tun möchten, ist das in Ordnung und kein Grund, klein beizugeben oder Schuldgefühle zu bekommen.

Wann wird es Zeit für professionellen Rat?

Da emotionale Erpressung in manchen Fällen sehr belastend werden kann, sollten Sie sich nicht gezwungen sehen, mit der Situation alleine fertig werden zu müssen.

Wiederkehrende Kopf- oder Magenschmerzen können sich als Folge einstellen. Sobald ein Mensch beginnt, gereizt zu sein und das an Menschen in seinem Umfeld auszulassen oder gar gedrückte Stimmungen bei sich wahrnimmt, kann er sich nach professioneller Hilfe umsehen. Ein Therapeut kann mit ihm die Gründe für bestimmte Verhaltensmuster durchleuchten und hilfreich sein, um mit dem Verhalten des Partners und dem eigenen besser umzugehen.

Quellen:

1Vgl. Wolf, Doris, Wenn Schuldgefühle zur Qual werden: Wie Sie Schuldgefühle überwinden und wieder Freude am Leben gewinnen können, Mannheim 2008, 3. Auflage.

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