Wochenendbeziehung – Sind 48 Stunden genug?

Wochenendbeziehung: Paar umarmt sich

Flexibilität ist heute überall gefragt. Da wird die Bereitschaft, eine Wochenendbeziehung für ein gutes Jobangebot in Kauf zu nehmen, immer selbstverständlicher. Aber reichen zwei Tage in der Woche überhaupt aus, um eine glückliche Beziehung zu führen?

48 Stunden gemeinsame Zeit

In einer Wochenendebeziehung beschränkt sich die gemeinsame Zeit auf mehr oder weniger 48 Stunden. Soetwas wie ein gemeinsamer Alltag existiert eigentlich nicht. Speziell während der Arbeitswoche ist jeder weitestgehend auf sich allein gestellt.

Auch wenn Telefon und E-Mail die Distanz überbrücken helfen, Umarmungen und die schlichte Anwesenheit des Partners sind nur schwer zu kompensieren. Dadurch sind beide Partner gezwungen, selbständiger zu werden und ihren Alltag allein zu bewältigen.

Problem Wochenendbeziehung

Wochenendbeziehungen haben zur Folge, dass beide mehr oder weniger in zwei verschiedenen Welten leben, meist unterschiedliche Freundeskreise entwickeln und irgendwann feststellen: Mein Partner hat sich verändert! Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich beide auseinanderleben. Vielmehr ist es wichtig, gemeinsam die Situation zu akzeptieren. Schließlich will sich keiner dem Traumjob seines Partners in den Weg stellen. Also heißt es, das Beste daraus zu machen.

Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Steht das langersehnte Wochenende und das Wiedersehen vor der Tür, ist es gefährlich zu glauben, in den zwei Tagen alles Versäumte aufholen zu können. So baut sich leicht ein großer Druck auf, die gemeinsame Zeit perfekt zu gestalten.

Der Theologe und Paartherapeut Peter Wendl1 beschreibt dieses Phänomen als „Weihnachtseffekt“. Er meint damit das für viele Fernbeziehungen typische Verhalten, Konflikte aus dem Wochenende außen vor zu lassen. Das funktioniert aber nicht auf Dauer.

Man muss sich arrangieren

Wichtig ist, dass beide Partner den richtigen Umgang mit der Wochenendbeziehung finden. Damit derjenige, der in seiner freien Zeit in die ehemals gemeinsame Wohnung zurückkehrt, sich nicht als Gast fühlt. Umgestaltungen der Einrichtung sollten abgesprochen werden. Lebt beispielsweise die Frau mit den Kindern hier, müssen neu aufgestellte Regeln und Änderungen im Tagesablauf mittgeteilt werden.

Je pragmatischer mit der Situation umgegangen wird, desto größer sind die Chancen, dass eine Wochenendbeziehung harmonisch und erfüllend bleibt. Wendl weist darauf hin, wie wichtig es ist, auch während des Wochenendes nicht von Distanz auf unbedingte Nähe umzuschalten.

Die eDarling-Psychologin Dr. Wiebke Neberich rät: „Die Partner müssen sich auch an den Wochenenden treu bleiben und sich nicht für den anderen verbiegen. Es ist besser, wenn jeder auch in der limitierten gemeinsamen Zeit ein paar Stunden für sich hat und dem nachgehen kann, worauf er gerade Lust hat. Sonst werden die Wochenenden über kurz oder lang anstrengend.“

Wochenendbeziehung – Sehnsucht aushalten

Während es dem einen leichter fällt, diesen Beziehungsrhythmus auszuhalten, leiden andere sehr darunter. Wie erfüllend das Berufsleben ist, spielt dabei eine wichtige Rolle. Ist die Woche über genügend Ablenkung vorhanden, fällt es leichter, die Distanz zum Partner zu verschmerzen.

Entscheidend ist, eine passende Balance zwischen der Arbeitswoche und den Wochenenden zu finden. Denn in einer Wochenendbeziehung gehört sowohl die Zeit des Allein- als auch die des Zusammenseins zu Ihrem Leben.

Fern- und Wochenendbeziehungen werden häufiger

Wendl, der mehr als tausend Paare, die in räumlicher Distanz zueinander leben, betreut hat, schätzt, dass in Deutschland etwa vier Millionen Paare eine Fernbeziehung führen. Vor allem unter den Akademikern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren führen viele eine Beziehung mit zeitweiliger Distanz.

Sollte es Ihre Situation erfordern, eine Wochenendbeziehung zu führen, versuchen Sie selbständig Ihren Weg zu gehen und gleichzeitig die enge Verbindung mit Ihrem Partner zu wahren.

Quellen:

1Wendl, Peter: Gelingende Fern-Beziehung. Entfernt zusammen wachsen. Herder Verlag, Freiburg, 4. Auflage 2009.

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