Verstand oder Gefühl: Welche Rolle spielt die Intuition bei der Partnersuche?

Intuition: Frau lächelt in Kamera

Ob es um ein Paar Schuhe, die Filmauswahl am Abend oder die neue Wohnung geht: Unsere Intuition spielt vor allem in Alltagsentscheidungen eine bedeutende Rolle. Doch welchen Einfluss nimmt die Intuition auf die Partnerwahl? Sollten Sie sich auf Ihr Bauchgefühl verlassen oder der Vernunft einen größeren Stellenwert einräumen?

Was ist Intuition?

Der Duden definiert Intuition als „das unmittelbare, nicht diskursive, nicht auf Reflexion beruhende Erkennen, Erfassen eines Sachverhalts oder eines komplizierten Vorgangs.“ Intuition, das ist unsere innere Stimme, das Bauchgefühl, das uns das Entscheiden in so mancher Situation erleichtert – oder erschwert.

Versuchen Sie einmal, zu reflektieren. Wie kommen Sie zu Ihren Entscheidungen? Sind Sie ganz Vernunftsmensch oder folgen Sie Ihrem siebten Sinn? Und wie viel Spielraum lassen Sie Ihrer Intuition, wenn es um die Partnerwahl geht?

Verstand und Gefühl

Elinor und Marianne Dashwood aus der Feder Jane Austens leben den Unterschied: Elinor ist intelligent und zurückhaltend, voll von starken Gefühlen, aber immer bereit, diese Ihrem Sinn für Realität unterzuordnen. Ihre Schwester Marianne dagegen ist impulsiv und ganz auf Ihre Gefühlswelt bedacht. Beide sind auf der Suche nach einem Mann, den Sie lieben und heiraten können: Zählt Intuition mehr als vernünftiges Kalkül?

Die Franklin-Methode

Benjamin Franklin soll einst einem seiner Neffen einen Rat gegeben haben, der das schwere Los hatte, sich zwischen zwei Frauen entscheiden zu müssen: Die aufgelisteten und abgewogenen Vor- und Nachteile beider Alternativen, sollten ihn zur Entscheidung führen. Aber bei Herzensangelegenheiten auf eine Pro-und-Kontra-Liste vertrauen – ist das der richtige Weg?

Intuition vs. Vernunft

Kaum etwas ist schwieriger, als sich zwischen mehreren liebenswerten Menschen für einen Partner entscheiden zu müssen. Die Partnerwahl: Eine Entscheidung aus Liebe oder siegt die Liebe zur Vernunft? Folgen Sie dem Rat von Benjamin Franklin und lassen Sie eine Liste Entscheidungen des Herzens treffen, werden Sie vermutlich überrascht sein. Oft haben wir unsere Entscheidung unbewusst schon getroffen. Ist unser Herz, unser Bauchgefühl, unser siebter Sinn – kurz: unsere Intuition – dem Verstand und dem bewussten Entscheiden überlegen?

In seinem Buch „Bauchentscheidungen“ geht der deutsche Psychologe Gerd Gigerenzer dieser Frage nach und beschäftigt sich mit dem Rätsel der „unbewussten Intelligenz“.1 Er ist der Ansicht, dass viele alltägliche Entscheidungen intuitiv getroffen werden. Dabei seien Bauchentscheidungen dem rationalen Kalkulieren oft überlegen.

Keine Entscheidung ohne Intuition?

Eine Entscheidung nur auf Grundlage rationaler Überlegungen zu treffen, ist laut dem amerikanischen Neurologen Antonio Damasio nicht möglich. Er ist der Ansicht, dass jede Entscheidung einen „emotionalen Anstoß“ braucht. Mit seinem Ausspruch „Ich fühle, also bin ich“ erfasst er den Kern: Emotionen sind keine störenden Faktoren, die das Denken und das vernünftige Handeln erschweren. Nein, sie sind sogar ein wichtiger Bestandteil der Vernunft.

In mehreren Experimenten untersuchte Damasio seine Annahme. Dabei kam er zu der Theorie der „somatischen Marker“: Alle Erfahrungen, die ein Mensch macht, werden in einem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert. Bestimmte Situationen lösen dann körperliche Empfindungen aus. Dieses körpereigene System hilft beim Bewerten von Alternativen und beim Finden einer Entscheidung. Haben Sie vielleicht schlechte Erfahrungen mit einer blonden Frau gehabt, wird Ihr Alarmsystem anschlagen und Ihre Intuition wird sich melden: Die blonde Marie? Lieber nicht.

Männliche Vernunft vs. weibliche Intuition?

Ist nun das Bauchgefühl bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern? Was ist dran am Rätsel der weiblichen Intuition? Der britische Psychologe Richard Wiseman ging dieser Frage nach: Er bat männliche und weibliche Probanden, das Lächeln unbekannter Menschen nach Echtheit zu beurteilen. Ebenso sollten die Versuchspersonen einschätzen, wie gut sie diese Aufgabe meistern würden. Das Ergebnis überraschte.

Die Frauen schätzten Ihre Fähigkeit, ein falsches Lächeln zu erkennen in 77 Prozent der Fälle als „sehr gut“ ein (Männer: 58 Prozent). Schauten die Wissenschaftler sich aber die Ergebnisse an, kamen sie zu dem Schluss, dass Männer sogar besser urteilten als Frauen. Die männlichen Teilnehmer konnten 72 Prozent der Gesichter richtig zuordnen, die weiblichen Probanden 71 Prozent.2

Diese Untersuchung erbrachte den Schluss, dass Frauen keineswegs intuitiver sind als Männer. Das Geheimnis der weiblichen Intuition wurde also als Mythos enttarnt. „Lass die Finger von ihm. Ich habe kein gutes Gefühl.“ – ein Ausspruch der nicht den Freundinnen, Müttern und Schwestern vorbehalten bleiben muss.

Des Rätsels Lösung

Fakt ist doch, dass es sich bei der Partnerwahl um eine Herzensangelegenheit handelt. Erfahrungen sammeln? Alternativen abwägen? Wir wollen nicht einen Fotoapparat kaufen, der so lang als möglich seine Dienste gut erfüllen soll. In dieser Situation würde wohl eine Pro-und-Kontra-Liste den größten Nutzen haben. Aber es geht um Gefühle, um Zuneigung und Liebe. Eine Entscheidung in Liebesdingen zu treffen, ohne auch nur einen Moment auf sein Bauchgefühl zu hören: Können Sie sich das vorstellen?

„Es gibt wichtige und weniger wichtige Entscheidung im Leben. Eine der wichtigsten Entscheidungen ist, welchen Partner man heiratet. Heutzutage sollte man diese Entscheidung keinesfalls allein dem Verstand überlassen. Hier wird der Bauch gebraucht“, erklärt Dr. Wiebke Neberich, Psychologin bei eDarling.

Quellen:

1Gerd Gigerenzer: Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition. Bertelsmann, München 2007.

2Im Jahr 2005 untersuchte Richard Wiseman von der Universität Hertfordshire 15.000 Personen: „Women’s intuition is a myth“.

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