Der Tag der Umarmung

Tag der Umarmung: Frau umarmt ihren Freund von hinten

Freunde, Verwandte und vor allem den Partner bedenken wir in verschiedenen Situationen mit Umarmungen. So drücken wir gegenseitig unsere Verbundenheit und Zuneigung aus. Das gute Gefühl, das wir damit verbinden, stellt sich aber nicht reflexhaft bei jeder Umarmung ein. Das liegt daran, dass es verschiedene Arten von Umarmungen gibt.

Die Sprache der Umarmungen

„Die Sprache der Umarmungen ist erstaunlich vielgestaltig“, so der US-amerikanische Psychologe David Schnarch1. So ist es seiner Meinung nach nicht immer der Fall, dass bei einer Umarmung auch ein emotionaler Kontakt aufgenommen wird. Deutlich wird dies beispielsweise an einer weit vorgebeugten Haltung, in der sich beide nur an Wangen und Schultern berühren, um größere Nähe zu vermeiden. Hier bleibt die Umarmung ein formelles Ritual. Auch ein besonders angespannter, starrer Körper meidet emotionale Nähe während der körperlichen Berührung.

Die Nähe genießen

Dr. Werner Stangl2 vom Institut für Pädagogik und Psychologie an der Johannes Kepler Universität Linz weist darauf hin: „Eine gute Umarmung entlastet den Körper, lockert und öffnet ihn.“ Dafür muss man sich auf sein Gegenüber einlassen und dessen Körper spüren. Doch muss die Bereitschaft dafür bei beiden vorhanden sein. Schnarch, der auch als Paartherapeut arbeitet, hat beobachtet, dass sich das Auseinanderleben in den Umarmungen der Partner widerspiegelt. Steht beim Sex der Trieb im Vordergrund, so offenbart sich in einer schlichten, innigen Umarmung die wirklich Nähe der Partner zueinander.

Umarmen lernen

Eigentlich sollte etwas so intuitives wie eine Umarmung nicht erst gelernt werden müssen. Doch eben weil eine einfache Umarmung nicht nur banal, sondern für die zwischenmenschlich emotionale Balance in einer Partnerschaft sehr wichtig ist, sollte mehr darauf geachtet werden. Der Psychologe David Schnarch sagt: „Wer seinen Partner richtig umarmt, festigt seine Beziehung und fängt sich selbst auf.“

Doch wie macht man es richtig? Am besten ist es die Intensität und Dauer aufeinander abzustimmen. Keiner soll den Anderen erdrücken oder nur einseitig festhalten. Im Optimalfall fühlen sich beide gleichzeitig sicher und geborgen. Wichtig ist es, den Augenblick gemeinsam zu genießen.

Mehr Glück und weniger Stress

In einer von innfact im Auftrag eines bekannten Getränkeherstellers durchgeführten Umfrage3 haben mehr als die Hälfte auf die Frage: „Was macht Sie glücklich?“ geantwortet: eine liebevolle Umarmung. Die Antwort wurde von Alt und Jung sowie von Mann und Frau gleichermaßen am häufigsten genannt.

Und das aus gutem Grund, denn Körperkontakt kann zur Ausschüttung des Glückshormons Endorphin führen. Das steigert das Wohlbefinden und wirkt darüber hinaus auch schmerzstillend, erklärt Professor Dr. Harald Traue4 von der Sektion Medizinische Psychologie an der Uniklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ulm.

Warum zärtliche Berührungen unsere Laune heben, kann daran liegen, dass sie helfen, Stress abzubauen. Beate Ditzen von der Universität Zürich stellte fest, dass bei Probanden, die regelmäßig intimen Körperkontakt mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin hatten, ein geringerer Wert des Stresshormons Cortisol nachzuweisen war.

„Übrigens hält dieser positive „Umarmungs-Effekt“ eine Zeit lang an“, resümiert Diplompsychologin Wiebke Neberich die Forschungsberichte. Daher ein praktischer Tipp: Lassen Sie sich vor einer stressigen Situation (Prüfung, Vortrag, Telefonat, etc.) noch einmal kräftig umarmen!

Und Singles?

Umarmungen von Freunden und Verwandten können nur bedingt eine solche Wirkung entfalten, wie sie innerhalb einer intakten Paarbeziehung erreicht werden kann. Demnach gehört es zu den Dingen, die Alleinstehende am schmerzlichsten vermissen, sogar mehr als Sex, denn die Sehnsucht nach Geborgenheit und Vertrauen überwiegt. Wiebke Neberich erklärt: „Die emotionale Verbindung eines Paares kann mitunter von Umarmungen stärker profitieren, als von Sex.“

Kuschelparty

Abhilfe versprechen Kuschelpartys. Hier treffen sich einander unbekannte Menschen, um sich gegenseitig eine Portion Umarmungen zu schenken. Unter Anleitung von Kuscheltrainern genießen die Teilnehmer das Beisammensein und den Körperkontakt. Sex ist dabei tabu, es geht rein um den Austausch von Berührungen, die den Besuchern ein positives Gefühl verschaffen.

Den Tag der Umarmung nutzen

Um der Distanz zwischen den Menschen etwas entgegen zu setzten, initiierte Kevin Zaborny 1986 kurzerhand den „National Hugging Day“. Er soll ein Anlass sein, den Menschen, die man mag, mit einer Umarmung zu zeigen, was man für sie empfindet. Verschiedene Stile das zu tun nennt Zaborny im Interview mit der faz5:

Beim „big bear hug“ werden beide Arme fest um das Gegenüber geschlungen und der Ganzkörperkontakt fünf bis zehn Sekunden gehalten. Mit etwas weniger Kontakt wird er zum „consolent hug“. Die kurze aber intensive Umarmung zweier Freunde nennt sich „mutual hug“. Die überschwängliche Variante ist der „pick-up hug“, bei dem die Umarmung den Partner in die Höhe hebt. Eher kameradschaftlich ist dagegen der „shoulder hug“, der nur mit einer Hand von beiden auskommt.

Quellen:

1David Schnarch: Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2006.

2http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/

3Die Studie wurde im August 2010 in einer Befragung im Consumerpanel „meinungsplatz.de“ von Innofact mit 1.000 Teilnehmern durchgeführt. Die Stichprobe ist bevölkerungsrepräsentativ quotiert anhand der Kriterien Alter (16-65 Jahre) und Geschlecht.

4Interview mit Prof. Dr. Harald Traue: http://www.lifeline.de/akuter-schmerz/experten-interviews/content-220404.html

5Interview mit Kevin Zaborny in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.01.2007, Nr. 3 / Seite 16

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