Mit Unterbrechungen führten die Autorin Katja von Eysmondt und ihr Partner immer wieder eine Fernbeziehung. Nun beschreibt sie in Ihrem Buch „Du, Schatz…Erfolgreich eine Fernbeziehung führen“ wie es möglich ist, eine Liebe auf Distanz zu leben. Ihr Erfahrungsbericht zeigt, dass es sich lohnt, die Herausforderung nicht zu scheuen und die Fernbeziehung als Chance zu erleben.
Frau von Eysmondt, wann und aus welchem Grund haben Sie sich dazu entschieden, ein Buch über Ihre Fernbeziehung zu schreiben?
Als mein Mann 2008 aus beruflichen Gründen für 15 Monate nach Amerika ging, war das Thema Fernbeziehung für mich natürlich sehr spannend und ich habe in einigen Büchern viel darüber gelesen. Gefehlt hat mir aber ein Buch, in der eine Betroffene über ihre verschiedenen Gefühle und die damit verbundenen Herausforderungen schreibt, die eine solche Form der Beziehung mit sich bringt.
Also fing ich an, eine Art Tagebuch zu führen über die Zeit als mein Mann, die Kinder und ich eine Fernbeziehung lebten. Ich wollte und will mit meinem Buch Mut machen, für einen gewissen Zeitraum diese außergewöhnliche Lebensform zu wagen. Denn viele wissen zu Anfang nicht, dass diese Situation durchaus zu einer positiven Veränderung des Paar- und Familiensystems führen kann.
Ratgeber zum Thema „Liebe auf Distanz“ gibt es viele. Was ist das besondere an Ihrem Buch, wie hebt es sich von anderen ab?
Das Besondere an meinem Buch liegt darin, dass es nicht von abstrakten Beispielen erzählt, sondern von einer Betroffenen geschrieben ist. Dadurch wird die Geschichte lebendig und authentisch, weil sie viele praktische Beispiele und zahlreiche Tipps für Fernbeziehungsliebende ohne, aber vor allem auch mit Kindern enthält. Es zeigt, wie man lernen kann, souverän mit den Gefühlen von Abschied, Trennung und Wiedersehen umzugehen.
Was haben Sie für sich aus der Fernbeziehung mitgenommen? Was haben Sie über sich gelernt?
Wer sich auf eine Fernbeziehung einlässt, verlässt gleichzeitig auch seine Komfortzone. Dadurch habe ich zum Beispiel gelernt, die Einsamkeit als Möglichkeit zur kreativen Entfaltung zu sehen und habe den Ratgeber „Du Schatz… Erfolgreich eine Fernbeziehung führen“ geschrieben. Dabei habe ich das Schreiben als eine neue Leidenschaft für mich entdeckt und das hat zu einer positiven Veränderung in meinem Leben geführt.
Außerdem wuchs in mir während dieser Zeit eine tiefe Gelassenheit, Vertrauen in meine Kraft und trotz aufkommender Zweifel bewahrte ich mir immer die Gewissheit, das Richtige zu tun.
Was meinen Sie, gelten für Ehepaare mit Kindern in einer Fernbeziehung andere Möglichkeiten und Herausforderungen als für Paare ohne Kinder?
Im Laufe der Jahre kann aus einem Paar die „Funktionseinheit Eltern“ werden. Dabei bleibt die Einheit „Paar“ zuweilen auf der Strecke. Durch das wochenlange Getrenntsein trat bei meinem Mann und mir aber der Wunsch nach Paarsein wieder in den Vordergrund. Diesen auch zu leben, gestaltete sich nicht immer einfach. Dabei war das noch eine der leichtesten Herausforderungen in unserer Fernbeziehung. Dennoch glaube ich, dass die Möglichkeiten der Spontaneität und Intimität bei einem Paar ohne Kinder in diesem speziellen Lebensmodell vielseitiger sind.
Kann das wachsende Selbstvertrauen, das sich in einer Fernbeziehung entwickelt, nicht auch eine Gefahr für eine Beziehung darstellen?
Bei meinem Mann und mir entwickelte sich mit dem wachsenden Selbstvertrauen viel eher eine Balance zwischen dem „ICH-Gefühl“, mit den individuellen Wünschen, und dem „WIR-Gefühl“, mit den gleichen Zielen und demselben Lebensmodell. Eine Fernbeziehung ist ein echtes Abenteuer, das natürlich auch Gefahren mit sich bringen kann. Deshalb bleibt eine ehrliche und tägliche Kommunikation auf Augenhöhe wichtig. Auch Loslassen, Wertschätzung des Partners und großes Vertrauen tragen dazu bei, die Gefahr zu minimieren. Im Übrigen finde ich das für eine erfolgreiche Nahbeziehung ebenso elementar.
Welche Ratschläge haben Sie insbesondere für frisch verliebte Paare, die eine Liebe auf Distanz leben müssen?
Das vermutlich größte Problem für frisch verliebte Paare, die getrennt leben, ist die Sehnsucht nach dem Partner. Gegen Sehnsucht hilft nicht wirklich viel. Zum einen, sich so oft wie es irgendwie möglich ist, in der jeweiligen Beziehung und der Distanz, die dazwischen liegt, wieder zu sehen oder zu hören.
Und zum anderen mein Rat, diese wundervolle Energie aus Leidenschaft und dem Kummer des Vermissens in einen bis dahin unbekannten, jedoch sehr individuellen neuen Lebensbereich (Hobby, Sprache, Sport etc.) einzubringen. Ich bin mir sicher, das führt zu neuen, spannenden Erkenntnissen. Ein kleiner Trost kann noch sein, sich die Situation als vorübergehend bewusst zu machen und sich gemeinsame Visionen für die Zeit danach zu überlegen.
Was meinen Sie, welche Rolle spielt das Internet für Beziehungen auf Distanz?
Das Internet spielt eine sehr große Rolle für Beziehungen auf Distanz, weil es die Kommunikation während der Zeit der Trennung maßgeblich aufrecht erhält. Kleine Liebesbotschaften, Mitteilungen über den eigenen Alltag, Fotos oder Bilder der Kinder oder von Freunden können so schnell und unmittelbar ausgetauscht werden. Heutzutage braucht keiner mehr wochenlang auf einen Brief seines Partners zu warten.
Tägliche Kommunikation miteinander ist wichtig für beide Partner in dieser außergewöhnlichen Lebensform, damit man am Alltag des Anderen teilhaben kann. Das kann, so glaube ich, auch mit ein Grund sein, weshalb sich mittlerweile jedes siebte bis achte Paar in Deutschland auf das Abenteuer Fernbeziehung einlässt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Sind auch Sie in einer Fernbeziehung und wollen Sie mehr über das Buch von Katja von Eysmondt erfahren? Lesen Sie auch unsere Buchbesprechung zum Ratgeber „Du, Schatz…Erfolgreich eine Fernbeziehung führen“.
Dieses Interview wurde schriftlich durchgeführt.