„Du bist schuld!“ – Wie Sie mit Beziehungsanklagen richtig umgehen

Du bist schuld: Paar streitet sich

„Du bist schuld! Immerhin hast Du von der verbotenen Frucht gegessen!“ Das wirft laut Bibel schon Adam seiner Eva vor. Solche Anklagen sind also so alt wie die Menschheit. Erfahren Sie hier wichtige Ratschläge im Umgang mit Schuldvorwürfen in einer Beziehung und lesen Sie, wie Sie solche Streitgespräche positiv auflösen können.

Anna und Martin

Anna ist es leid. Seit Monaten leben sie und ihr Mann Martin aneinander vorbei. Er hat ein wichtiges Projekt, macht viele Überstunden, kommt spät nach Hause und sieht dann nur noch fern.

Die Gespräche, die früher ihre Beziehung bereicherten, gibt es kaum noch. Da platzt Anna der Kragen: „Du bist schuld, dass wir keine richtige Ehe mehr führen!“.

Martin verteidigt sich erwartungsgemäß wortreich. Er rechtfertigt sein Verhalten mit der Notwendigkeit, Geld zu verdienen und sieht gar nicht ein, dass er allein Schuld hat. Der Streit eskaliert und die Stimmung in Annas und Martins Beziehung ist auf dem Tiefpunkt.

Erkennen Sie sich in Anna und Martin wieder? Haben Sie ähnliche Situationen schon erlebt und fragen Sie sich, wie Sie solche Anklagen und Streitigkeiten verhindern oder lösen können?

Kommunikation oder Manipulation?

Respektvolle, aufrichtige und liebevolle Kommunikation ist eine wichtige Grundlage für langfristig gelingende Beziehungen. Dem Partner die Schuld an Beziehungsproblemen oder eigenen Schwierigkeiten zu geben, ist daher kein Beispiel für gute Gesprächsführung.

„Der Satz ‚Du bist schuld‘ deutet auf einen Manipulationsversuch im Gespräch hin. Der Schuldige soll emotional erpresst und unter Druck gesetzt werden, um sich dann anschließend entsprechend verändern zu lassen. Allerdings wird diese Taktik vermutlich nicht aufgehen“, erläutert eDarling-Psychologin Dr. Wiebke Neberich.

„Du bist schuld!“ – Rechtfertigen Sie sich nicht!

Der Anklage „Du bist schuld“ geht nämlich meistens eine längere Geschichte voraus. Oft entwickeln sich Konflikte aufgrund alltäglicher Probleme, wie unterschiedlichem Ordnungssinn oder Freizeitgestaltung. Wird sich zunächst noch über herumliegende Socken und mangelnde Hilfe im Haushalt aufgeregt, ist die persönliche Ebene der nächste Schritt.

„Geben Sie nicht dem Drang nach, sich bei einer solchen Anklage sofort zu rechtfertigen. Versuchen Sie lieber, das Gespräch in eine positivere Richtung zu lenken und finden Sie heraus, was hinter den Vorwürfen steckt. Verständnis ist der Ausweg aus der Negativspirale“, erklärt Dr. Neberich.

Die Frage nach dem Warum

Martin hätte auch anders reagieren und sich etwa fragen können, warum Anna ihm vorwirft: „Du bist schuld!“. Er hätte versuchen können, nachzufragen, was Anna wirklich bedrückt. Vermutlich hätte sie dann erzählt, dass sie die gemeinsame Zeit in der Beziehung vermisst und sich ungeliebt fühlt.

Dr. Neberich sagt: „Eine Begründung für das Verhalten des Partners zu erhalten, ist wichtig. Denn dann können Sie selbst anfangen, Verständnis für den Anderen zu entwickeln. Und mit diesem Verständnis sehen Sie die Dinge positiver.“

„Du bist schuld!“: Drei konkrete Lösungsstrategien

Verständnis ist also der Schlüssel, damit es nicht zur Eskalation kommt. Doch wie schaffen Sie es, dieses aufzubringen und auf welche Weise können Sie Streitgespräche in der konkreten Situation positiv auflösen? Wir verraten Ihnen drei mögliche Wege:

1. Offene Frage stellen

Wenn Sie mit einem Schuldvorwurf konfrontiert werden, können Sie mit einer offenen Frage antworten. „Was wünschst Du dir für unsere Beziehung?“ ist ein solcher Türöffner für das weitere Gespräch. Bleiben Sie dabei aber unbedingt positiv, neugierig und verständnisvoll für Ihren Partner.

2. Auszeit statt Aufregung

Falls Sie merken, dass Sie selbst wütend oder ärgerlich werden, ist es manchmal der beste Weg, das Gespräch zu vertagen und sich eine Auszeit zu nehmen. Sagen Sie, dass Sie sich momentan zu sehr aufregen und kühlen Sie zunächst Ihr hitziges Gemüt ab.

3. Nicht persönlich nehmen

Natürlich fällt es schwer, Angriffe auf die eigene Persönlichkeit nicht persönlich zu nehmen. Aber denken Sie daran, dass das der Weg in die Streiteskalation ist. Bewahren Sie also nach Möglichkeit die Ruhe und vermeiden Sie auf jeden Fall, dass Ihr eigenes Selbstvertrauen Schaden nimmt.

Verletzt? Versuchen Sie, zu verzeihen!

Der Satz: „Du bist schuld!“ verletzt zweifellos. Hinzu kommt, dass Vorwürfe von einem geliebten Menschen besonders schwer zu verkraften sind. Wenn Sie es allerdings schaffen, zu verzeihen, kann eine neue Basis für Ihre Beziehung entstehen.

„Dazu kann es auch Sinn machen, sich Hilfe zu holen. Sprechen Sie etwa mit Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin darüber und überlegen Sie auch, ob Sie eine Partnerschaftsberatung in Anspruch nehmen wollen“, rät Dr. Neberich.

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